Das innere Kind - lebendiger Teil von dir

Jeder hat dieses Kind in sich, welches repräsentativ für unsere Kindheit steht. Unsere Beziehungen, unser beruflicher Erfolg, Gesundheit und Glücks- und Wohlbefinden sind oft abhängig vom Zustand unseres sogenannten inneren Kindes. Dieses innere Kind beeinflusst unseren Alltag maßgeblich. Mehr als man glauben möchte. Das sogenannte innere Kind wird auch in verschiedenen Lehren der Menschheitsgeschichte  thematisiert. Darunter auch im Buddhismus, denn auch Thich Nhat Hanh sagt, dass das innere Kind in allen von uns wohnt und wir uns darum kümmern dürfen und müssen, wenn wir uns ein guten Leben erschaffen wollen.

 

Auch die westliche Psychologie ist mittlerweile beim inneren Kind angekommen.

Wir alle hatten eine Kindheit und insbesondere in den Prägungsjahren zwischen 0 und 6 kann es zu verschiedenen emotionalen Verletzungen gekommen sein, die unser Erwachsenenleben beeinträchtigen. Es heißt sogar, dass 90% unserer Probleme auf diese Prägungsjahre zurückzuführen sind.

 

Was ist dieses innere Kind überhaupt?

Als Kinder sind wir unserem Umfeld mit seinen oft dysfunktionalen Strukturen ausgeliefert. Wir müssen uns einen Reim auf das Geschehen machen, um zu Überleben. Bis zum Alter von 4-6 Jahren sind wir als Kinder extrem formbar und darauf angewiesen, gute Richtungen und nachvollziehbare Regeln zu bekommen. Als Kinder neigen wir dazu, alles was geschieht, auf uns zu beziehen, fühlen uns oft verantwortlich für die kleinen und großen Katastrophen, die sich in unserer Umwelt abspielen.

Wir geben der Welt die Bedeutung, die unserem kindlichen Verständnis entspricht, und wir entwickeln Glaubenssysteme und Muster, die unser Überleben in der Familie und im weitern Umfeld garantieren sollen. Da wir als Kinder von Mama und Papa und deren Liebe abhängig sind, tun wir auch alles, um geliebt zu werden, Aufmerksamkeit zu bekommen, belohnt und gewertschätzt zu werden.

Daraus resultieren weitere ungesunde Muster und Verhaltensweisen, die uns bis ins hohe Alter, oft unbewusst, steuern, agieren und reagieren lassen.

Wir waren so abhängig von den Eltern, dass wir auch heute noch immer bestrebt sind, alles zu tun, um nicht wieder verletzt, beschämt oder verlassen zu werden. Je weniger wir diese ganz natürliche Hilflosigkeit und Bedürftigkeit fühlen wollen, desto stärker steuert sie unser heutiges Leben. Sich bewusst und mitfühlend, liebevoll und schützend dem eigenen inneren Kind zuzuwenden hilft sehr, das Leben tatkräftig und mutig selbst zu gestalten. Das innere Kind möchte es anderen Recht machen. Doch es will sich auch ausdrücken, seine eigenen Kräfte entfalten. Geben wir ihm Schutz, Sicherheit und Freiheit, für ein erfülltes Leben in Selbstbestimmung und innerer Geborgenheit.

Wie beeinflusst uns das innere Kind?

In Stresssituationen steuert unser verletztes inneres Kind unser Verhalten, wenn wir nicht das Bewusstsein entwickeln, dass dieses innere Kind nur ein Anteil unserer Persönlichkeit ist. Wir tendieren dazu, alles zu vergessen, was wir als kompetente Erwachsene gelernt haben und fallen nahtlos zurück in die Verhaltensweisen unserer Kindheit. Wir identifizieren uns vollkommen mit diesem kindlichen Persönlichkeitsanteil und fühlen uns wieder als ausgeliefertes, machtloses und hilfloses Opfer. Sind traurig, aggressiv, selbstgerecht, beschuldigend oder resigniert.

Als Kinder haben wir noch kaum sprachlichen Ausdruck, wir reagieren über emotionalen und/oder körperlichen Ausdruck. Wenn wir als Kinder nicht getröstet wurden - ja niemand mitbekommen hat, dass wir einen Schock erlitten haben, speichern sich die Erlebnisse im Körper, in den Emotionen ab und wir verdrängen es. Geschieht nun etwas, das den Menschen an einen Aspekt der bedrohlichen Situation erinnert, auch wenn es überhaupt nicht unmittelbar mit dem Schock selbst in Verbindung steht, z.B. ein Duft, eine Musik, ein Wort – dann reagiert das Gehirn, die Amygdala, wie auf eine echte Gefahr (Die Amygdala ist der instinkthafte Teil des Gehirns, in dem die frühkindlichen Erlebnisse abgespeichert sind).
Und das bedeutet nun mal Flucht, Angriff oder Erstarrung. Gut ist nun auch zu wissen, dass eine der ältesten Funktionen des Gehirns die Schmerzvermeidung ist. So läßt sich leicht erklären, dass wir als Erwachsene (und auch schon als Kinder) viele unbewusste Tricks anwenden, um unseren verdrängten Erlebnissen, Schocks und Schmerzen nicht nochmal so nahe kommen wollen.
Wir als erwachsene Menschen tragen dazu oft nichts bewusst bei - das Gehirn reagiert ganz sponten wie von selbst.

Wie zeigen sich diese Erlebnisse?

Typische Muster und Gedanken sind:

Ich bin allein

Ich bin schlecht

Ich gehöre nicht dazu

Ich bin eine Last

Ich bin anders

Ich bin verrückt

Ich bin nicht genug

Ich bin unsichtbar

Ich bin eine Versagerin/ein Versager

Ich bin nichts wert

Ich bin machtlos

Ich bin zu viel

Niemand liebt mich

Ich bin nicht wichtig

Ich bin nicht sicher

Ich bin nicht liebenswert

Ich bin verantwortlich für das Glück der anderen

Ich bin schuld

Ausprägungen im späteren Leben können z.B. eine Opfermentalität sein, Harmoniebedürfnis, Angst vor Ablehnung, Verlassenheitsängste, Erfolgsstreben, Perfektionismus, Suchtverhalten, Wut, Depression, (Selbst-) Hass, Macht/kontrollstreben, unverhältnismäßige Forderungen, immer wieder gleiche negative Erfahrungen, Hilflosigkeit. Keiner schreibt sich diese Verhaltensweisen gerne selbst auf die Fahnen. Menschen, die gerne jammern oder schimpfen fühlen sich z.B. als Opfer - sie "können" also nichts für das, was ihnen widerfährt. Bei Wut liegt oft eine Ohnmacht gegenüber den Situationen, denen man als Kind ausgeliefert war, zugrunde.

Wie du siehst, liegt vieles in unserer Kindheit begraben. Fast alles was damals entstanden ist, beeinflusst heute deinen Alltag, dein Leben, deine Beziehungen!

 

 

Heute ist uns das natürlich meistens nicht bewusst und oft kommen wir nicht weiter, fühlen uns unfähig. Unbewusst streben wir noch nach Bedürfnissen, die in unserer Kindheit nicht befriedigt wurden.

 

Wie nun dieses innere Kind heilen?

Was brauchen wir nun, damit das innere Kind heilen kann?

Bewusstes Selbstmitgefühl!

Das innere Kind braucht neue emotionale Erfahrungen, es braucht Trost, Schutz, Liebe und Geborgenheit. Das Gute und zutiefst Heilsame ist, dass wir uns diesen Schutz nun selbst geben können. Denn wir sind nun erwachsen. Wir können das für unser inneres Kind tun, was es so dringend brauchte – denn auf dieser emotionalen Ebene gibt es keine Zeit.

Wir können heute heilen, was vor vielen Jahren verletzt wurde und heute befrieden, was so lange in Angst lebte.

Wenn wir heute die verletzenden Situationen erneut aufsuchen und dem inneren Kind mit dem Bewusstsein von heute aktiv zur Seite stehen, es retten, ihm einen inneren sicheren Ort geben und es nicht länger in dieser erstarrten traumatischen Situation verharren lassen, dann erlebt die Amygdala eine neue, positive emotionale Erfahrung. Die Amygdala lernt nur über emotionales Erleben.

Die so genannten Löschneuronen werden aktiv, wenn das innere Kind die Erfahrung macht, beschützt und gerettet zu werden.

Für deine Heilung und der des inneren Kindes ist es entscheidend, dass dir folgendes bewusst wird:

  • In Stresssituationen übernimmt das verletzte innere Kind und steuert dein Verhalten, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist
  • Wenn das innere Kind übernimmt, nimmst du es nicht mehr bewusst wahr, was hier und jetzt wirklich geschieht und wirst handlungsunfähig, bzw. du handelst unbewusst, nicht der realen Situation entsprechend und damit ineffizient
  • du nimmst nicht mehr wahr, dass du nicht das ausgelieferte Kind, sondern eine erwachsene Person mit vielen Ressourcen, Fähigkeiten und Möglichkeiten bist, die dein verletztes inneres Kind nicht hatte
  • Du identifizierst dich mit diesem alten Persönlichkeitsanteil, wirst eng, voller Angst und siehst keine Lösung außerhalb deiner alten automatischen Strategien und Reaktionen
  • Es werden immer wieder dieselben Erfahrungen aus der Vergangenheit erzeugt und du wirst durch die Reaktionen, die du in deiner Umwelt hervorrufst, in deiner dysfunktionalen Meinung über dich selbst und die Welt bestätigt

Es geht nicht darum, in der Vergangenheit zu wühlen und sich an den damaligen Problemen aufzuhängen.

Das führt zu nichts.

Die Arbeit mit dem inneren Kind bedeutet, herauszufinden, was es braucht und ihm heute das zu geben,

was es schon lange schmerzlich vermisst.

Um nun das Erleben mit und durch das innere Kind zu verändern, ist es wichtig, sich folgendes bewusst zu machen:

Langsame, feinfühlige Kontaktaufnahme mit dem inneren Kind, Kommunikation mit dem inneren Kind, um zu erfahren, was es braucht und wie es ihm geht, du klärst es auf und gibst ihm das, was es sich als Kind gewünscht und nicht erhalten hat, Blockaden im Körper und in den Gefühlen können so gelöst werden und die Energie wieder freier durch das ganze System fließen. Dein inneres Kind kann sich entwickeln und wieder offen, vertrauensvoll und kreativ werden und sich in deine Gesamtpersönlichkeit integrieren.

Du kannst nach und nach wieder ganz werden, wenn du dich entschließt, unter allen Umständen für dein inneres Kind da zu sein.

Ganz sein bedeutet in diesem Zusammenhang, dass du dir in Stresssituationen bewusst wirst, wenn dein verletztes inneres Kind das Heft in die Hand nehmen und dich in gewohnte Abwehrmechanismen verfallen lassen möchte. Es bedeutet, dass du die Kraft hast, im Hier und Jetzt zu bleiben und das innere Kind mit seinen Ängsten an die Hand zu nehmen, es aufzuklären und zu schützen.

Überlege dir, ob die Arbeit am inneren Kind etwas für dich wäre, wenn du

  • eine liebevolle Beziehung zu dir selbst aufbauen möchtest
  • lernen willst, gesund mit deinen eigenen Bedürfnissen umzugehen
  • alte emotionale Verletzungen heilen möchtest
  • innige und lebendige Beziehungen erfahren willst
  • dein persönlichstes Potenzial entfalten möchest
  • mehr Gleichgewicht, innere Stabilität, Souveränität und Lebensfreude spüren willst
  • deine eigene Gedanken- und Gefühlswelt und die deiner Mitmenschen besser zu verstehen willst
  • dein Leben aktiv und eigenverantwortlich gestalten willst

 

 

 

Es geht einfach nur darum, ganz langsam wieder Kontakt mit dem inneren Kind aufzubauen. Wenn du dich jetzt schon entschieden hast, dass du dich mehr damit beschäftigen möchtest, dann kannst du eines meiner inneren Kind Seminare oder Workshops besuchen.

 

 

Zunächst ist es aber erst einmal wichtig, anzufangen.

Diesen Kontakt aufbauen.

Sich selbst wieder zur spüren.

Und ganz wichtig!

Sein inneres Kind zu heilen bedeutet nicht, dauernd Psychoanalyse zu betreiben!

 

Und nun wünsche ich dir von Herzen viel Freude und Heilung mit deinem Inneren Kind!

Ich freue mich, wenn ich dir dabei helfen kann.

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